Andreas Koop
Wir leben in einer von Menschen für Menschen gemachten Welt – alles, was uns umgibt, ist gestaltet. Sogar zu 99 % die Natur! Dies impliziert ja, es könnte auch anders gestaltet sein. Oder müsste. Und zwar besser, also schöner, barriereärmer, gerechter, nachhaltiger, humaner, fairer, eben menschlicher. Menschen sollten doch eigentlich von Natur aus menschlich gestalten, den Mensch im Zentrum haben – und das nicht nur als Kunde und, welch Wort, »Verbraucher«. Design ist deshalb aus meiner Sicht nur dann gut und gelungen, wenn es auch jeweils für alle gut ist – nicht nur für den Auftraggeber oder die Designerin, den Designer. Sondern auch für die Kunden des Kunden, die Hersteller … dann dient es der Gesellschaft. Genau diesen Fragen gehe ich übrigens in meinem neuen Buch über eine »werte-orientierte Gestaltung« nach, das im Frühjahr 2019 bei Birkhäuser erscheinen wird.
Christian Rose
Design sollte immer problemorientiert sein. Es ist des Designers Ziel, für jede Herausforderung (ob gesellschaftlich oder nicht) die perfekte Lösung zu generieren. Vor allem beim Auftragsdesign sollte der Designer auch zum Berater werden und den Auftraggeber über fehlerbehaftetes bzw. gesellschaftskritisches Verhalten aufklären. Der Beruf des Produktdesigners wird sich immer mehr in den strategischen Bereich wandeln. Es ist wichtig, von Anfang an Prozessdesign bzw. „strategic design" zu betreiben, um eingeschlichene Prozesse zu hinterfragen und neu zu gestalten, und vor allem auch neue Prozesse zu gestalten, die dem unbewussten, rücksichtslosen Verhalten von Menschen einen Rahmen geben.
Christiane Bausback
Design kann als Vorreiter sensibel mit bestimmten Themen umgehen und diese in der Gesellschaft manifestieren. Design kann v. a. neue Lösungsansätze aufzeigen, die der Gesellschaft wiederum helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen und offen zu sein für neue Lösungsansätze. So übernehmen Gestaltung und die dahinterstehenden Gestalter eine wichtige Rolle. Dennoch sehe ich es als unabdingbar an, alle Stakeholder in den Prozess miteinzubeziehen, um eine möglichst holistische Gesamtlösung aufzeigen zu können, die möglichst aus 360° beleuchtet wurde.
Christoph Fleckenstein und Anja Götz
Designer sind gefragt, gestalterische Lösungen für unsere Lebensbedingungen zu finden. Das Erkennen heutiger Fragestellungen, die Analyse existierender und potentieller Probleme und schließlich das Finden und Ausgestalten von Konzepten liegen in der Verantwortung der Designer.
Dirk Boll
Meine Aufgabe besteht insbesondere darin, ein europäisches Unternehmen zu entwickeln. Hier geht es darum, unterschiedliche Kulturen, Erwartungen und Emotionen unter einem Dach zu vereinen. Mein Beitrag liegt darin, die Chancen der Internationalisierung sichtbar zu machen, und den unglaublichen Nutzen, den jeder einzelne davon hat.
Hannes Füting
Designer arbeiten daran, komplexe Sachverhalte nutzerfreundlich zu gestalten und Informationen auf den Punkt zu bringen. In einer Zeit, in der die Informationsdichte immer größer wird, ist es die Aufgabe des Designers, Sachverhalte klar und einfach darzustellen. Wir müssen daran arbeiten, Dienstleistungen in ehrlicher Art und Weise zu kommunizieren und allgemein den Glauben an Fakten, Informationen und Produkte zu stärken. Gerade der Produktdesigner muss sich mit der schwierigen Frage der Nachhaltigkeit im Konsum auseinandersetzen. Wir haben die Verantwortung, ressourcenschonend zu gestalten. Wir können durch gute Gestaltung Müll und Transportenergie reduzieren und den Konsumenten zum Ändern seiner Gewohnheiten bewegen. Speziell im Bereich der Verpackungen gibt es viele Alternativen. Der Konsument ist bereit, auf eine dreifach in Plastik eingeschweißte Verpackung zu verzichten, wenn man eine intelligente und attraktive Alternative anbietet. Das Angebot verändert die Nachfrage!
Matthias Held
Lehre und Forschung haben die Freiheit, sich dieser Themen anzunehmen. In der Lehre sind wir Multiplikatoren, die den Blick der kommenden Generation auf die Welt beeinflussen können. Im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen in der freien Wirtschaft sind wir etwas freier von wirtschaftlichen Zwängen und von der Notwendigkeit eines Auftrags durch entsprechend sensibilisierte Unternehmen. Diese gibt zwar auch schon, und wir rücken einige davon etwa beim Bundespreis Ecodesign in den Vordergrund, sie stellen aber nicht die Regel dar. Freie, nicht auf die unmittelbare wirtschaftliche Verwertbarkeit zielende Projekte, die sich mit Szenarien für eine erstrebenswerte Zukunft befassen, können also mitunter leichter an Hochschulen entwickelt werden. Beispielsweise in den vom Land Baden-Württemberg geförderten „Reallaboren der Zukunft“, aber auch in anderen Forschungsprojekten werden solche Alternativen bereits heute aufgezeigt. Die Bemühungen müssen jedoch, wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, noch deutlich verstärkt werden.
Prof. Siglinde Spanihel
Immer wieder relevante Fragen stellen. Und bei deren Beantwortung die Methoden des Design berücksichtigen: die Wahrnehmung sensibilisieren, in alternativen Richtungen denken und mögliche Wege visualisieren um die Konsequenzen zu veranschaulichen. Und – in meinem Fall – junge Entwerfer immer wieder dazu anregen gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Sich neben der Gestaltung von Dingen auch um das „warum“, „weshalb“ und „wie“ zu kümmern.
Peter Post
Wir können die Probleme und Aufgaben unserer Kunden mit Produkten und Projekten lösen, die auch dem Gemeinwohl nutzen. Und wir können selbst als Autoren solche Produkte und Projekte starten.
Slawek Michalt
Dass sich in der „Visuellen Kommunikation" bereits seit Längerem die Betonung von VISUELLE Kommunikation auf Visuelle KOMMUNIKATION verschiebt, empfinde ich als richtig. Diese Entwicklung ist bei den gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen wichtig. Als Gestalter von unterschiedlichen Kommunikationsmedien haben wir mit dem Design ein starkes Werkzeug in der Hand.
Eric Pfromm
Gestalter.innen sind unverzichtbar, um neue Lösungen zu entwickeln, die auch wirklich etwas ändern. Für Vermeidung und Verzicht braucht man moralische und legislative Instanzen. Für die Schöpfung von neuen und besseren Produkten brauchen wir Designer.innen.