Christiane

Bausback

Managing Director, Designer at N+P Industrial Design

"Ein WIR ist immer stärker als ein ICH und ich Gesprächen und Diskussionen, sind es dann teilweise nur die kleinen Anpassungen, die dann aber den großen Mehrwert generieren".

Das IDZ fördert Design nicht nur als Wirtschaftsfaktor, sondern auch als kulturelle Praxis. Wie sehen sie die gesellschaftliche Rolle des Designs?

Gestaltung und deren Ausprägung verändert Gesellschaft und dessen Verhalten. Gleichzeitig verändert Gesellschaft Gestaltung.Wir sollten uns daher sehr wohl der Verantwortung bewusst sein, die wir als Gestalter innerhalb der Gesellschaftskonstrukts einnehmen. Gestaltung ist so viel mehr als die Summe aus Ästhetik + Innovation + Funktion. Es geht darum eine Haltung zu entwickeln. So sehe ich Critical Design + Social Design + Political Design als die Bereiche die die Haltung jeweils manifestieren.

Ein wichtiges Thema im IDZ ist die Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielen nachhaltige Prinzipien inihrer Arbeit?
(analog dazu Nutzerfreundlichkeit etc.)

Gerade bei der Innenraumgestaltung von Mobility Solutions achten wir bei der Auswahl von Materialien sehr auf Nachhaltigkeit. Je nach Projekt ist das jedoch gesondert zu bewerten, da es oftmals verschiedene Kriterien zu bewerten gilt und diese sich auch manchmal ausschließen.Generell ist eine nachhaltige Gestaltung in jedem Fall wünschenswert, sofern sie mit einer guten Usability einhergeht und dadurch sinnvoll eingesetzt wird.

Ein wichtiges Thema im IDZ ist die Nutzerfreundlichkeit . Welche Rolle spielen nutzerfreundliche Prinzipien in ihrer Arbeit?

Die Usability steht für uns an oberster Stelle und dient bei der Gestaltung als wichtiger Parameter. Nur so können wir sicherstellen, dass Produkte entstehen, die für die Enduser gemacht wurden – user-friendly, optimiert auf einen spezifischen Kontext unter dem Dachmantel einer Marke. Uns geht es vor allem um holistische Lösungen – eine holistische User Experience.

Sie sind in vielen Bereichen der Gestaltung aktiv. Wie bereiten Sie sich auf neue Themenfelder vor?

Für uns ist es genau das spannende sehr breit aufgestellt zu sein und dadurch auch in der Lage zu sein immer wieder neu zu denken. Wir versuchen Tunnel-Blicke zu vermeiden und setzen von Anfang an auf ein gutes Team-Setting. So würden wir ein Team immer so zusammensetzen, dass es vom Experten in einem Fachbereich bis zum Newcomer alles abdeckt. Wir starten in der Regel immer mit einem sehr fundierten Research, dann gehen wir vor Ort und schauen uns das Setting, den Use Case oder das Szenario live an. Observieren und ziehen uns unsere Insight als Basis für den Ideation Prozess.

Je nach Projekt und Output wenden wir hierfür ebenfalls unterschiedliche Methoden an. Es geht uns v.a. darum, dass wir einerseits ohne Angst, unvoreingenommen den Perspektivwechsel realisieren können. Andererseits profitieren wir oftmals von den anderen Bereich, dass es beispielswiese Technologien, Herstellungsverfahren, Materialien, …, gibt, welche wir bereits aus einem anderen Bereich kennen und dann entsprechend neu einsetzen können.

Auch etablierte und professionelle DesignerInnen begegnen beruflichen Herausforderungen und schwieriegen Situationen. Wie gehen Sie damit um?

Das ist ja genau das spannende, wenn es eben mal nicht nach Plan A läuft. Teilweise muss man das Setting ändern, neue Parameter als Kriterien mitaufnehmen und aber auch mutig sich den Herausforderungen.

Teamarbeit und gute Kommunikation sind ein großer Bestandteil unseres Design-Studiums. Wiew ichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit in Projekten und hilft diese bei der Bewältigung von Problemen im Prozess?

Kommunikation und Teamspirit ist das A und O im Designprozess. Ein WIR ist immer stärker alsein ICH und ich Gesprächen und Diskussionen, sind es dann teilweise nur die kleinenAnpassungen, die dann aber den großen Mehrwert generieren. Es entsteht eine gemeinsameLösung. Wir kommunizieren ganz unterschiedlich –verbal, aber v.a. visuell durch Skribbles undSkizzen. Hinter guter Teamarbeit verbirgt sich immer auch ein gutes People Management undeiner guten Company Culture.

Was denken Sie über die Digitalisierung im Design, hat sie den Designprozess positiv oder negativ beeinflusst? Worauf legen Sie bei digitalen Entwürfen mehr Wert, Technologie oder Ästhetik?

Es hat eine gesellschaftliche Sensibilisierung für die Notwendigkeit kreativer Visionen für die Zukunft stattgefunden und ist so groß wie nie zuvor. Wir als Kreative sind nun eher gefragt unsere Kompetenzen weiter zu fassen und spielen in einem dynamisch vernetzten, hochkomplexen Prozess mit – und zwar auf Augenhöhe. Endlich wird die Rolle des Designs richtig verstanden und gerade wenn es um holistische Lösungen geht, ist es unglaublich wichtig die richtigen Partner an einem Tisch zu haben. Daher sehe ich das alles als Chance und als absolut positive Entwicklung an. Wir legen bei Entwürfen grundlegend den gleichen Fokus zu Grunde: es geht uns darum Probleme zu lösen, neue Wege einzuschlagen und Visionen eine Gestalt zu geben. Gestaltung ist immer die Summe aller Teile.

Design ist eine komplexe Disziplin, in der viele Themenfelder zusammenlaufen und Fachwissen verschiedener Bereiche erfordert. Was müssen wir als Designer lernen, um dieses Spektrum abdecken zu können?

Wir sollten immer wieder uns darüber im klaren sein, dass wir für den Menschen gestalten - P2P. Wenn wir uns an ein paar einfache Regeln halten, dann kann uns das helfen diese teilweise hochkomplexen Themenfelder „menschlicher“ zu gestalten. Wir müssen lernen uns selbst zurückzunehmen, um die Sache, die Struktur, die Technologie oder das Produkt nach vorne zu bringen.

Was denken Sie über das heutige Designstudium, ist es praxisnah? Und wohin wird es sich in Zukunft entwickeln?

Da jede Hochschule eine andere Grundphilosophie hat, kann man das sicherlich nicht verallgemeinern. Gestaltung und die Haltung zur Gestaltung verändert sich mit dem Alter bzw. der Auseinandersetzung mit dem Thema Design. Daher würde ich mir wünschen, dass die Studenten mehr Zeit dafür bekommen diesen Prozess auch zu durchlaufen. Zukünftig sollte v.a. die interdisziplinäre Arbeitsweise cross-industry gefördert werden. Es sollte Zeit zur Entwicklung neuer Methoden um den Kreativitätsprozess voranzubringen. Grundsätzlich sehe ich es als absolut wichtig die Zeit für Visionen zu nutzen – Zukunft neu denken.

ein letzter Wunsch zum Schluss: Malen Sie bitte bei "Paint" (also mit der Maus und nicht miteinem Stift) innerhalb von max. 5 Minuten Ihr aktuelles Lieblingsprodukt

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