Andreas Koop
Bei solchen Fragen bin ich immer hin- und hergerissen! Ist die Rolle wirklich so groß – oder noch nicht einmal marginal? Design wird vermutlich ständig über- und unterschätzt. Aber weil hier eine Antwort und keine Frage geboten ist, würde ich sagen: Wenn sich das Design von der Exekutive des Marketing, diesem prostituiven unreflektierten Handeln, das lediglich ein immer Mehr (für immer weniger) schaffen soll, löst, und zu einem Motor der Veränderung wird, dann kann es manches für die Menschen beitragen. Dazu müsste es allerdings verinnerlichen, dass Design immer auch politisch ist, eine politische Dimension hat. Im Sinne und der Definition der Nachhaltigkeit berührt es eben unausweichlich ökonomische, soziale und ökologische Aspekte. Dabei hat Design seinem Wesen nach und in seiner Haltung vieles, das wertvoll sein kann (und umso wertvoller werden kann), bei der Lösung unserer großen Probleme, oder – positiver formuliert – Herausforderungen. Mit seiner Ergebnisoffenheit, seinem interdisziplinären Herangehen, dem immanenten »Möglichkeitssinn«, das ein Denken in Optionen anstelle von Restriktionen hat … dies alles bietet ungeheure Chancen für einen unumgänglichen »Umbau« der Gesellschaft.
Christian Rose
„Design for all" sollte jedem Designer ein Begriff sein. So sollten Produkte und Services immer so gestaltet werden, dass sie möglichst von allen Nutzern verwendet werden können. Gerade im skandinavischen Raum erlangt das „Design für Jeden" eine höhere Priorität. Dies ist in Unternehmen wie IKEA auch zu erkennen, die Produkte auf den Markt bringen, die für jeden erschwinglich, intuitiv und hochwertig sind. Designer sind echte Menschenkenner. Ein Designer sollte sich immer perfekt in die Zielgruppe des Produktes oder Services hineinversetzen können, um ein maximales Verständnis des Nutzerproblems bzw. des „use case" zu bekommen.
Christiane Bausback
Design kann helfen, Denkanstöße zu geben, aber vor allem auch eine klare Haltung zu manifestieren. Letzteres wird immer wichtiger und wird zukünftig einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Ein klares Statement und eine Attitude, um zu verändern, um bekannte Muster und Strukturen aufzulösen und um den Menschen vor allem wieder in den Mittelpunkt zu bringen. Wir gestalten für den Menschen und sollten daher immer diesen auch betrachten. Gestaltung verändert Menschen und Menschen verändern Gestaltung.
Christoph Fleckenstein und Anja Götz
Design ist die gestalterische Sprache unserer Gesellschaft. Sie steht im Zusammenhang mit Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Ethik.
Dirk Boll
Leider eine sehr untergeordnete. Design wird eher als schön oder weniger schön wahrgenommen. Die tiefere Bedeutung von Design, Ergonomie, Nachhaltigkeit, Materialität ist noch zu wenig verankert. Hier wäre es von großem Nutzen, das auf eine weitere Ebene zu befördern.
Hannes Füting
Design dient in erster Linie dazu, Dinge für ein breites Spektrum nutzbar zu machen. Gleichzeitig ist Design auch Kommunikation. Kommunikation von Funktionen, von Werten und von Qualität. Wir müssen Design nutzen, um Hürden in der Bedienbarkeit von Diensten und Objekten zu reduzieren und dadurch der breiten Öffentlichkeit einen Zugang zu guten Dingen ermöglichen. Design hilft uns, komplexe Sachverhalte einfach darzustellen. Außerdem können wir durch Gestaltung, gerade im Bereich des Produktdesigns, kleinen regionalen Herstellern die Möglichkeit bieten, neue und größere Märkte zu erschließen. Design ermöglicht es, regional und nachhaltig zu produzieren und trotzdem ein globales Interesse zu wecken.
Matthias Held
Design kann helfen, neue Wege zu Effizienz, Suffizienz und Konsistenz aufzuzeigen und sie auch attraktiv zu machen. Dafür müssen entsprechende Produkte und Services, aber auch alternative Konsum- und Lebensformen entwickeln werden. Designerinnen und Designer können mit ihren spezifischen Fähigkeiten durch Analyse, Synthese und Visualisierung Szenarien entwickeln, Alternativen veranschaulichen und Modelle darstellen. Sie sollten dabei aber nicht nur als kreative Innovatoren auftreten, sondern als Moderatoren und Katalysatoren, die einen Teil der Entscheidung abgeben und sich selbst zurücknehmen. Modelle des Zusammenlebens in Humanität und Gerechtigkeit können nicht autoritär gesetzt werden. Sie können nur interdisziplinär und gemeinsam mit denen, die sie später mit Leben füllen sollen verhandelt und entwickelt werden.
Prof. Siglinde Spanihel
Form beeinflusst das Verhalten von Menschen. Im laufenden Design-Prozess können die Bedürfnisse immer wieder hinterfragt werden. Und dadurch Raum für Veränderungen schaffen. Die individuelle Handschrift von Designern basiert auf deren innerer Haltung. Und diese Haltung ist für mich immer getragen von dem Wunsch nach Frieden, dem Respekt vor jedweder Andersartigkeit und dem Willen zu gerechtem Handeln.
Eric Pfromm
Design kann dafür sorgen, dass neue Konzepte angenommen und realisiert werden. Was ethisch wünschenswert und technisch möglich ist, sollte im besten Fall auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Design ist aber nötig, damit sich echter Erfolg einstellt. Qualität, die nicht wahrnehmbar ist, bleibt immateriell und folgenlos. Bessere Ideen müssen benutzbar, verständlich und attraktiv sein. Design nimmt ethische, technische und wirtschaftliche Bedingungen und macht daraus Produkte, die einen Unterschied bewirken.
Slawek Michalt
Design hat die Möglichkeit, Antworten aber auch Fragen in eine Gesellschaft zu spiegeln. Es kann Bedürfnisse einer Gesellschaft aufzeigen und Entwicklungen initiieren. Die Rolle der Verantwortung ist zentral.