Florian

Adler

Kommunikationsdesigner / Geschäftsführender Gesellschafter, adlerschmidt GmbH

Welche Rolle spielte das IDZ in den letzten Jahren für Sie?

Als Plattform und Scharnier zwischen den verschiedenen Design-Disziplinen erlaubt das IDZ vielfältige Blicke über den eigenen Tellerrand, aber auch Austausch, Vernetzung und Weiterbildung. In den vergangenen Jahren liegt ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeit von Design. Das brauchen wir und dafür wünsche ich dem IDZ weiterhin Erfolg und viel Freude an der Arbeit.


Welche Aufgaben sollten Design-Institutionen wie das IDZ in Zukunft spielen?

Die Bedeutung von Design ist noch längst nicht überall in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Hier können Design-Institutionen eine vermittelnde und aufklärende Rolle spielen. Und sie sollten, gemeinsam mit anderen Verbänden, die Interessen von Designern hinsichtlich fairer Wettbewerbsbedingungen vertreten. Da ist noch viel zu tun.

Würden Sie sich als konsequente Person bezeichnen? Auf jeden Fall scheinen Sie eine zuverlässige Person zu sein, wenn man sieht, dass viele Ihrer Mitarbeiter schon lange in Ihrem Unternehmen sind.

Ich würde das eher unserem Selbstverständnis als familiärem Betrieb mit flachen Hierarchien und einer hohen Verantwortungsbereitschaft aller zuschreiben. Wenn wir uns erstmal gefunden haben, arbeiten wir gern und möglichst auch lange miteinander.

Auf Ihrer Homepage kann man unter der Rubrik „Job“ lesen: „Wir sind immer interessiert an engagierten Gestalter/innen mit Haltung,...“. Was verstehen Sie darunter?

Wir verstehen das Gestalten selbst als eine Haltung, die das Innere und das Äußere, Identität und Form, Kommunikation und Design als ganzheitliches und am Nutzer orientiertes Kommunikationsdesign zusammenführt. Form ohne Inhalt bleibt leere Fassade und Inhalt ohne Form ist unmöglich. Nur zusammen wird es was.

Sie leiten eine Agentur für Corporate Design und Informationsgestaltung und beschäftigen neben Kommunikationsdesignern auch Produkt- und 3D-Designer. Was sind die Aufgaben eines Produktdesigners in Ihrer Agentur?

Für die Entwicklung der dreidimensionalen Orientierungssteine aus unserem Leitsystem für die Burgen und Schlösser des Landes Rheinland-Pfalz sind Produkt- und 3D-Designer ebenso notwendig wie für Simulationen und 3D-Renderings von Verpackungen oder Mock-ups. …

Sie haben Ihre Schulzeit in Teheran und Berlin verbracht. Wie hat Sie das geprägt, bzw. was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Teheran habe ich im Alter von fünf bis acht Jahren erlebt. Ich wurde in der deutsch-iranischen Schule eingeschult, kann mich an die Krönung des Schah Reza Pahlavi 1967 erinnern und an Ausflüge in die Wüste und ans Kaspische Meer. Noch heute habe ich den Geruch von frisch gebackenem Fladenbrot in der Nase und freue mich, wenn ich Farsi höre. Geprägt hat mich die kindliche Erfahrung, dass es in dieser damals noch eher westlich orientierten und trotzdem sehr exotischen Umgebung keinen Grund zur Furcht gab und dass der heute so aggressive politische Islam wenig mit den Menschen zu tun hat, die ich damals und auch später kennengelernt habe.

Ist die Farbe Blau wohlmöglich Ihre Lieblingsfarbe?

Mit zunehmendem Alter fällt mir die Entscheidung für eine Lieblingsfarbe schwerer.

Es sind einige sehr große Unternehmen unter Ihren Auftraggebern – u. a. die Bundesregierung und die Fraktion der CDU und CSU. Sehen Sie grundsätzlich die Verbindung von Design und Politik? Und darf Design eine politische Haltung haben?

Design war schon immer politisch. Nicht nur die traditionellen politischen Farbzuordnungen sprechen dafür. Wenn wir davon ausgehen, dass neben der Sprache auch Formen Bedeutung vermitteln, und dass die Art der ästhetischen Vermittlung die Kommunikation auf vielen Ebenen bestimmt, dann trägt der Designer natürlich auch gesellschaftliche Verantwortung. Design darf auch eine politische Haltung haben.Ich sehe uns jedoch vor allem als professionellen Dienstleister für unterschiedliche Auftraggeber, die wir in ihrer Kommunikation mit unserer fachlichen Kompetenz bestmöglich begleiten. Gesellschaftspolitische Kommunikation finde ich dabei spannender und für mich relevanter als beispielsweise Produktwerbung. Dafür müssen wir jedoch keiner Partei angehören und auch nicht in allen politischen Fragen übereinstimmen. Aber wir könnten unsere Aufträge vermutlich nicht gut ausführen, wenn wir mit der Verfasstheit unserer Gesellschaft nicht grundsätzlich einverstanden wären.

Sehen Sie die Verwendung von Stift und Papier auch in der Zukunft?

Für meine Zukunft in jedem Fall.

Haben Sie ein Lieblingszitat?

»Ich zeichne, damit ich sehe was ich denke.« Von meinem Professor Helmut Lortz.

Und nun eine Bitte: Malen Sie bitte bei "Paint" (also mit der Maus und nicht mit einem Stift) innerhalb von max. 5 Minuten Ihr aktuelles Lieblingsprodukt.

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